Interview mit Stephanie Baumann und Meike Willeke

2013 startete der Führungs-Campus mit dem ersten Modul am Bodensee, damals noch im Rahmen eines Projekts der AWI in Stuttgart. Seit 2014 findet der Führungs-Campus mehrmals im Jahr beim „Hirzinger“ in Söllhuben statt. Ziel ist, keine reinen „Führungstechniken“ zu vermitteln, sondern Führung erlebbar zu machen, so dass die Teilnehmer:innen Lust auf und Freude an Führung haben.

Der Führungs-Campus feiert in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum. Wie kam es zur Idee, diesen Campus zu starten?

Stephanie Baumann: Schon bei den ersten Aufträgen in den Mitgliedsunternehmen ist mir aufgefallen, dass das Thema „Führung“ nicht wirklich im Bewusstsein, jedoch meist der Auslöser für meine Beauftragung war. So entstand die Idee, mit einer ganzen Woche Führungskräfte-Training ein Intensiv-Angebot zu machen und gleichzeitig Führungskräfte unterschiedlicher Hierarchieebenen und aus unterschiedlichen Unternehmen zu vernetzen – ein Novum und ein gewagter Versuch. Dass der Versuch gelungen ist, zeigen uns die ständig wachsenden Teilnehmer:innen-Zahlen.

Wie hat sich der Führungs-Campus über die Jahre entwickelt?

S.B.: Der Führungs-Campus fußt seit Beginn an auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese bilden nach wie vor die Basis jedes Moduls. In Zusammenarbeit mit der Hochschule München können unsere Teilnehmer nun sogar das Hochschulzertifikat „Nachhaltige Unternehmensführung“ erwerben.

Meike Willeke: Wichtig ist uns, das Ohr immer am Puls der Zeit zu haben und auf aktuelle Fragestellungen zu reagieren. Im Mittelpunkt stehen für uns die Bedarfe unserer Teilnehmer:innen, die wir aufgreifen und daraus neue Formate entwickeln.

S.B.: Schwerpunkte sind nach wie vor Selbstführung, Führungshaltung, Führen von Teams sowie Entscheidungskompetenzen. Wir arbeiten mit wissenschaftlich validierten Persönlichkeits- und Verhaltensprofilen, die jedes Mal große Aha-Effekte auslösen. Hinzugekommen sind die wichtigen Themen Unternehmenskultur sowie Rhetorik und Präsentation. Auch bieten wir mittlerweile 5 Module pro Jahr an und haben daher auch unseren professionellen Trainerkreis erweitert.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Führungskräfte?

MW: Der Fachkräftemangel macht sich auch bei den Unternehmen der Wohnungswirtschaft bemerkbar. Umso wichtiger wird es, langjährige Mitarbeiter:innen zu halten und junge Talente zu finden und zu binden. Den Führungskräften kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. In dieser Situation ist jede Führungskraft gefordert, auch Botschafter und Aushängeschild für sein Unternehmen zu sein.

Die Unternehmenskultur und die Qualität der Führung haben einen entscheidenden Einfluss auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und deren Bindung an das Unternehmen. Kommunikation, Entwicklung und Motivation sind die Erfolgsfaktoren in einer sich verändernden Arbeitswelt und die Gestaltung einer tragfähigen, vertrauensvollen Beziehung bildet die Grundlage.

Führungskräfte stehen heutzutage vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Werte, Arbeitsstile und Erwartungen der vier Generationen zu berücksichtigen und eine integrative Unternehmenskultur zu fördern. Ihre Aufgabe ist es, aus den heterogenen Anforderungen der Generationen wirkungsvolle Teams zu bilden. Dies kann durch die Anerkennung der unterschiedlichen Bedürfnisse, einer differenzierten Kommunikation und einer gelebten Feedbackkultur gelingen. Die Bildung generationenübergreifender Teams, die Einführung von Mentoring und die Schaffung von Teamerlebnissen tragen dazu bei, das volle Potenzial eines multigenerationalen Teams auszuschöpfen.

Was ist für Sie beide das Besondere am Führungs-Campus?

S.B.: Für uns ist die Mischung von neuen und erfahrenen Führungskräften aller Hierarchiestufen jedes Mal eine große Bereicherung: wir (er-)leben generationenübergreifenden Austausch auf Augenhöhe!
Auch arbeiten wir mit einem erprobten Trainer-Stamm zusammen. Allen voran die Bergschule Blue Mountain Spirit, die jeden Outdoor-Tag zu einem ganz besonderen Erlebnis macht. Von Schluchtenüber- und Durchquerungen, Canyoning, Orientierungsmärschen, Kletteraktionen bis hin zu Gipfelbesteigungen bleibt unseren Führungskräften nichts erspart. Hier sind „Seilschaften fürs Leben“ entstanden, die die Teilnehmer:innen auch außerhalb der Module in Verbindung halten.

M.W.: Mit Prof. Dr. Dominik Hammer haben wir zudem einen hervorragenden und sehr kompetenten Referenten, der uns jedes Mal mit neuen Erkenntnissen überrascht und begeistert. Prof. Hammer ist seit 2021 auch wissenschaftlicher Begleiter unseres Führungs-Campus.

S.B.: Die Ergänzung mit Profis, die für den mentalen und körperlichen Ausgleich sorgen, ist essenziell, um die Eindrücke eines Tages zu verdauen. Mens sana in corpore sana: ob Impro-Theater, Koordinationstraining, Entspannungsübungen – für jeden ist etwas dabei. Ein weiteres Highlight ist, dass wir nach wie vor „Führungs-Camper“ aus 2013 dabei haben, die seit Jahren auch ihre Mitarbeiter anmelden – das beweist, dass wir einen guten Job machen und die Unternehmen uns vertrauen. Für die vielen „Wiederholungstäter“, ist der Führungs-Campus mittlerweile fester Bestandteil der eigenen Weiterentwicklung.
Der Führungs-Campus lebt auch von der besonderen Atmosphäre beim Hirzinger. Professionelle Ausstattung, hervorragender Service, wunderschöne Hotelzimmer und das gute bayerische Essen in einer gemütlichen und ursprünglichen Location auf dem Land runden unser Format ab und sind wichtiger Bestandteil unseres Erfolgs.

Übrigens: der Austausch außerhalb des Seminarraums ist mit das Wichtigste. Der Lenzi sagt jedes Mal zu mir: „Du übernimmst den Tag und ich die Nacht“. Auch, wenn es abends oft lang wird, weil der Lenzi gerne mal eine Runde Schnaps ausgibt: am nächsten Tag sind unsere Teilnehmer:innen pünktlich und aufmerksam dabei – und wieder ein Stück mehr zusammengewachsen.

Stephanie Baumann

Meike Willike

Impressionen aus dem Führungs-Campus